SELFCARE & SELFLOVE

 

Selbstliebe ist so ein großes Wort. Es besteht aus zwei Bereichen, die uns meistens allein schon nicht greifbar sind – das eigene Selbst und die Liebe – geschweige denn gemeinsam. Obwohl dieser Begriff so abstrakt ist, ist er seit ein paar Jahren praktisch allgegenwärtig. Egal ob im Bereich der Lebensberatung, Social Media oder Konsum, würde man nach der Begriffshäufigkeit gehen, könnte man davon ausgehen, dass Selbstliebe ein etabliertes Konzept unserer Gesellschaft ist.

Wenn man genauer hinschaut, merkt man allerdings, dass den meisten von uns der Gedanke von Selbstliebe oft fremd ist. Er wird als Marketingstrategie genutzt, um Produkte besser zu verkaufen. Und für wen das funktioniert, ist das fantastisch. Manchmal braucht es wirklich nichts weiter als eine Maske, einen Tee oder eine Packung Schoki und es geht uns wieder gut. Allerdings hilft das nicht immer und dann sind Maske und Tee nur Betäubung und Symptombekämpfung, um uns abzulenken und nicht genauer hinhören zu müssen, warum es einem schlecht geht oder man sich im Moment so gar nicht mag.

Keine Angst, ihr seid damit nicht allein. Es ist vielleicht einfach eine natürliche Reaktion in unserer überreizten Welt. Mehr Reize hinzuzufügen, weil man nicht mit sich allein sein will.

Gleichzeitig ist das nur respektlos sich selbst gegenüber, wenn man darüber nachdenkt. Wenn eine Freundin oder ein Freund gestresst ist, würde man nie absichtlich weghören oder die ganze Zeit am Handy spielen, um sich deren Gedanken nicht anhören zu müssen – warum macht man es dann mit sich selbst?

Und oft ignoriert man nicht sich nur sich selbst, man urteilt auch über sich. Man urteilt und ist sogar öfters mal richtig gemein. Eigentlich weiß unsere Generation mittlerweile, dass man mit Verständnis, Akzeptanz und Liebe weiterkommt, als mit Druck und destruktiver Kritik. Bei unserem Unterbewusstsein und dem Umgang mit uns selbst ist das oft noch nicht so ganz angekommen. Fairerweise muss man dazusagen, dass Jahrhunderte von gesellschaftlichem Schubladendenken und patriarchalen Strukturen auch einfach unser Denken beeinflussen und es Mühe kostet, sich einem System, das gebaut ist, um so schnell wie möglich zu urteilen, zu entziehen.

So betrachtet ist es vielleicht ein sehr großes Ziel von einem respektlosen Umgang direkt auf Liebe zu sich selbst zu wechseln. Vielleicht tut es gut, erst Mal einen Schritt zurückzutreten und ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie schnell man oft urteilt und kritisiert. Und dann zu versuchen, bevor man anfängt zu urteilen, erstmal durchzuatmen. Und wenn man nun schon so weit ist, kann man sich auch gleich fragen, ob das jetzt wirklich das ist, was man braucht. Kritik, Urteil oder das Übertönen der eigenen Bedürfnisse?

Oder ob man vielleicht weiterkommt, wenn man versucht nett zu sein. Wenn man liebevoll, verständnisvoll und respektvoll mit sich selbst umgeht. Wenn man versucht – zumindest versucht – sich einen sicheren Raum zu schaffen. Einen Umgang, mit dem man sich selbst wirklich kennenlernen kann, sich lernt zu akzeptieren und es dann vielleicht sogar irgendwann genießt, mit sich selbst allein zu sein.

Und umso besser man sich kennt, akzeptiert und respektiert, umso näher man sich kommt – vielleicht lernt man sich sogar lieben irgendwann.

Aber das ist nichts, was man als goodie mit einem Tee geschenkt bekommt. Das ist Arbeit und ein Prozess (in den allermeisten Fällen leider auch kein linearer), aber nachdem man sich selbst halt schwer loswird, ist es das wahrscheinlich schon wert. Man kann auf jeden Fall nicht viel falsch machen, wenn man versucht, ein bisschen netter zu sich zu sein.

Text von Felicia Bulenda